Montag Abend gegen 21 Uhr. Tim klingelt an der Wohnungstür. Ein 30jähriger in Pyjamahose und Lederjacke und mit Coronamaske im Gesicht öffnet, in der Hand hält er ein Tütchen.

Tim: Wie siehst Du denn aus?
Heino: Äh –

(Rückblende)

Am Nachmittag hatte sich Heino beim Telefon-Inder in der Johannis-Straße fünf Päckchen Räucherstäbchen gekauft und sie in die linke Jackentasche gesteckt, in der er auch seine schon nicht mehr blaue Einweggesichtsmaske aufbewahrt. Als er später in der Straßenbahn zum Plärrer die Maske aufsetzen musste, stellte er fest, dass sie nicht mehr urgl roch, sondern wunderbar nach Nagchampa. Er hat die Maske seitdem nicht mehr abgesetzt.

(Schnitt)

Tim: Wie siehst Du denn aus?
Heino: Äh –
Tim: Lass mal ziehen.
Heino: Und sonst? Was willst Du?
Tim: Mhm.

Gibt die Tüte zurück.

Tim: Ich sollte Deinen Rechner machen.
Heino: Stimmt. Komm rein.
Tim: Warum trägst Du eine Maske in der Wohnung?

Der Nachbar von oben kommt die Treppe hoch gelaufen.

Heino : Guten Tag.
Nachbar: Grüß Gott.
Tim : Guten Tag.
Nachbar: Macht ned so lang heud, Boum.
Heino: Ja.
Tim: Nein.

(Schnitt)

Es ist halb zwei, Heino und Tim sitzen in der Stube und trinken 29-Cent-Turmbräu. Tim hängt über dem Schreibtisch vor dem Rechner. Er trägt eine Einwegmaske, auf die er außen zwei Räucherstäbchen geklebt hat. Heino hockt auf einem Küchenstuhl und baut. Aus der HiFi-Anlage plärrt Rage Against the Machine, da steht plötzlich der Nachbar im Zimmer.

Nachbar: Die Dür war offen. Ich hab aber geglopft.
Heino: Ein Bier?
Nachbar: Ah ja. Dange. Ich wollde nur –

Heino gibt ihm eine Dose.

Nachbar: Warum tragen Sie eigentlich alle a Masken in der Wohnung?
Heino: Lange Geschichte. Was gibt`s?
Nachbar: Des hab ich vergessen. Ich komm wieder, wenn`s mir eingfalln ist.
Heino: Okay.

(Schnitt)

Fünfzehn Minuten später. Tim zerknüllt eine Bierdose und wirft sie hinter sich. Heino macht einen Strich auf einem Zettel.

Heino: 7:6.

Es klingelt an der Tür. Heino macht auf. Der Nachbar steht davor und hält einen Kasten Weißenoher mit der Rechten.

Heino: Ja?
Nachbar: Erchendanner had die Dür zu gmacht.
Heino: Das waren vermutlich Sie selber. Ist Ihnen inzwischen eingefallen, was Sie wollten?
Nachbar: Ja. Ich wollde Sie eichendlich bidden, die Musigg leiser zu machen.
Anderer Nachbar von unten: Was soll das wieder da oben? Es ist mitten in der Nacht!
Heino: Wollen wir nicht besser reingehen?
Nachbar: Ja. – Georch!
Heino: Konrad mit K! Der Andere mit den Räucherstäbchen im Gesicht heißt Tim. Mit T.
Anderer Nachbar von unten: Wird`s bald da oben?
Heino nach unten: Haben wir sie geweckt?
Anderer Nachbar: Natürlich nicht! Wie soll das gehen? Bei dem Lärm kann doch kein Schwein schlafen!
Heino: Tut mir leid. Wollen Sie ein Bier?

(Schnitt)

Vier Uhr morgens. Bei Heino in der Stube sitzen vier Männer und zwei Frauen auf dem Boden, teilweise jenseits der 60. Alle tragen Einwegmasken im Gesicht, auf die Räucherstäbchen geklebt sind, und haben einen Joint in der einen Hand und eine Flasche Bier in der anderen. Tim ruft: „Auf drei! Eins, zwei –“ und alle reißen sich die Maske herunter, nehmen einen Zug von der Tüte, kippen einen Schluck Bier hinterher, rülpsen Rauch und ziehen die Maske wieder hoch. Der Nachbar von unten rülpst als letzter, die anderen bewerfen ihn zur Strafe mit Kronkorken. Aus der Hifi-Anlage scheppert Wolfgang Petry live, da brüllt plötzlich einer: „Maddomalannerdäimusiggauuus!“ – Plock. Stille. Zwei Polizisten stehen in der Zimmertür und glotzen blöde.

Erster Polizist: Was soll denn das hier werden? Und setzt alle sofort die Masken ab!
Tim: Auf drei! Eins, zwei —

Maske runter, Tüte, Bier, Rülpsen und Kronkorken regnen auf die Nachbarin aus der der dritten Etage.

(Schnitt)

30 Minuten später in der Wanne.

Nachbarin von der Dritten: Kriegen wir volle Programm jetzt mit Blaulicht und Scheiße und alles?
Heino: Irgendjemand muss die Türe offen gelassen haben …
Tim: Ich will lieber laufen.
Erster Polizist: Da hast Du Pech gehabt.
Tim: Mir wird immer schlecht im Auto.
Erster Polizist: Peter! Steig aus und geh mit ihm!
Zweiter Polizist: Der hängt aber am andern droo.
Erster Polizist: Herrschaft! Dann mach ihn halt ab!

(Schnitt)

Drei Stunden später. Die sechs sitzen maskiert auf dem Revier auf fest verschraubten, harten Stühlchen. Alle dösen, nur Tim nicht.

Tim: Heino?
Heino: Mhm?
Tim: Schläfst Du?
Heino: Versuch`s.
Tim: Hast Du Kleingeld für den Automaten? Ich hab Durst.

(Schnitt)

Tim: Heino?
Heino: Grrrm …
Tim: Schläfst Du?
Heino (brüllt): Wie soll ich schlafen können, wenn Du mich dauernd fragst, ob ich schlafe!

Der erste Polizist kommt in den Warteraum gelaufen: Was soll der Radau? Peter! Herrschaft! Warum sind die überhaupt noch da?
Erster Nachbar: Mir waddn dou blos auf die Strambers.
Zweiter Polizist: Ich glaub, Sie dörfen etz gehn.
Heino: Bringen Sie uns denn nicht?
Nachbar von unten: Das ist ja wohl das mindeste!
Nachbarin von der Dritten: Hab ich gesagt! Keine Blaulicht, fahren sie uns auch nicht zürück!
Erster Polizist: Peter! Fahr` sie bitte einfach heim.
Tim: Ich will aber lieber laufen …